Ich bin etwas zwiegespalten, was das neue Addon anbelangt, muss ich zugeben. Es ist teilweise einfach grossartig und an anderer Stelle schwebt bei mir noch ein grosses Fragezeichen im Raum.
Die Questing- und Levelphase war fantastisch. Im Gegensatz zu Pandaria oder den gefühlt unzusammenhängenden Zonen von Cataclysm, habe ich mich auf Draenor endlich wieder in einem zusammenhängenden, interessanten Geschichtsstrang wiedergefunden.
Noch dazu findet man so unglaublich viele Dinge abseits der ausgetretenen Pfade, dass ich mich wirklich wieder in Classic-Zeiten versetzt gefühlt habe, als man noch "unentdeckte" Hütten in den Bergen von Stormwind und Ironforge erforschen konnte, ohne 100% einer Zone 10fach mit Quests abgedeckt zu haben.
Auch die Garnison finde ich ansich toll. Allerdings fangen hier für mich schon die ersten Fragezeichen an. Fast alles an der Garnison scheint mir bisher mehr oder weniger Selbstzweck zu sein. Ich sammle für meine Begleiter Erfahrung und Ausrüstung um...sie dann noch mehr davon sammeln zu lassen, etc. Mir geht hier ein wenig der Nutzen fürs Endgame verloren.
Von den Berufsgebäuden bin ich, als jemand der seit Classic keinen Sammelberuf mehr hat, anfangs total begeistert gewesen. Andererseits habe ich jetzt so viele Zutaten, dass ich garnicht weiss wohin damit, weil ich nichtmal den Beruf mit (im Falle von Ingenieurswesen) normalem Erz leveln kann. Ich bin immer auf die täglichen CDs angewiesen um überhaupt stückchenweise im Beruf voran zu kommen und dadurch quellen mir die Erze (wie gesagt ohne Sammelberuf) schon aus den Ohren heraus, ohne, dass ich sie sinnvoll verwenden kann. Noch dazu kann ich (mit extrem viel Aufwand) theoretisch als Lederverarbeiter 5 Ausrüstungsgegenstände herstellen. Ich kann aber nie mehr als 3 gleichzeitig tragen. Dadurch schwindet schonwieder die Langzeitmotivation am Beruf ein wenig (auch wenn es sicher noch lange genug dauern wird, bis ich alles hergestellt habe, was ich möchte). Aber ich bin ja schon froh kein Juwelier zu sein, die quasi ihre Daseinsberechtigung verloren zu haben scheinen.
Dann stehen da noch die fehlenden Daylies und dem damit recht mauen Endgame im Raum. Die einzig (mir bekannte) sinnvolle Daylie ist die für die Apexissplitter. Selbst die Angeldaylie in der Garnison bringt soweit ich weiss nicht wirklich was. Ruf muss man wirklich mühsam grinden, wenn man ihn den möchte. Nur gibt es für den Ruf keine wirklich reizvollen Belohnungen, wenn man Mounts und Pets mal ausklammert. Es gibt also alles in allem kein wirkliches "Endgame" mehr in der Art, wie es das seit Ogrillar und der Einführung von täglichen Quests in Burning Crusade mal gab. Das einzige was bleibt, sind die Dungeons und Raids.
Da die Raids einen nicht dazu bewegen jeden Tag einzuloggen lasse ich die mal aussen vor (ausserdem hab ich sie ja noch nicht gesehen).
Die Dungeons gefallen mir bisher alle sehr gut. Alleine optisch sind sie wahnsinnig gut designt und auch die Bosse bieten abwechslungsreiche Mechaniken. Auch wenn der normale Modus recht einfach ist, so bieten die heroischen Versionen doch zumindest derzeit noch eine gewisse Herausforderung. Dass die irgendwann mal mit steigendem Itemlevel wegfällt ist nur normal.
Das Beutesystem wurde dahingehend geändert, dass man quasi in jeder Instanz die gleiche Beute findet, nur mit unterschiedlichen sekundären Statwerten. Das senkt das Frust-Potential erheblich, da man nun im LFG nichtmehr darauf hoffen muss, Instanz XY zugeteilt zu bekommen und dazu noch bei Boss Z Loot A droppen zu sehen. Allerdings muss man auf der anderen Seite auch sagen, dass es die Wiederspielbarkeit ein wenig mindert. Denn Ruf farmen kann man in den Instanzen nun ja auch nichtmehr.
Alles in allem fürchte ich ein wenig um die Langzeitmotivation in diesem Addon. Von dem ausgehend, was ich bisher gesehen und erlebt habe, ist Warlords Of Draenor allerdings mMn das beste Addon seit Wrath Of The Lichking und ich hatte auch ungefähr seit dem nichtmehr so viel Spass an WOW wie derzeit.