Ich hab mich nun tatsächlich mal durch Dead Space 3 durchgebissen.
Ich muss sagen, dass ich anfangs vorallem durch die fehlende Gruselatmosphäre enttäuscht wurde. Das mag rein storytechnisch betrachtet Sinn machen. Isaac ist nunmal mittlerweile abgehärtet, was Necromorphs angeht. Rein spielerisch ist es aber leider ein großer Verlust und hat mir ziemlich schnell die Lust am Spiel geraubt. Weil ich aber nunmal wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht, bzw. eventuell sogar endet (Wobei EA ja keine CashCow einfach so absägen würde), musste ich mich dann doch durch (inkl. Nebenmissionen, Singleplayer, keine Coop-Missionen) 15 Stunden voller Geballer und Gedärme kämpfen.
Eine Empfehlung kann ich auch nach dem Ende leider nicht aussprechen, solange man nicht auf recht stupide Action steht. Einen Oscar gewinnt die Story ja ohnehin nicht.
Aber fangen wir vorne an:
Zu Beginn kommt man sich noch vor, als wäre man immernoch auf der SPRAWL aus Teil 2...nur mit weniger Weltall drumherum. Man ist also in einer Kolonie unterwegs und kämpft...hauptsächlich gegen menschliche Gegner, die einem mit Schusswaffen zu Leibe rücken.
Da wurde ich natürlich gleich mal stutzig. Denn auch wenn die Atmosphäre hier eventuell Anlass zur Gänsehaut bieten könnte, tun es nunmal leider die Gegner nicht. Es fehlt der subtile Horror, der vorallem den ersten Teil noch richtig gruselig gemacht hat. Geräusche in der Ferne, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ein menschenleeres Geisterschiff auf dem man sich mutterseelen alleine durch dunkle Korridore hetzen muss, immer mit dem Gefühl im Nacken, dass man verfolgt ist. Einflüsterungen bei denen man sich irgendwann nichtmehr sicher ist, ob man sie sich nur eingebildet hat, oder ob das tatsächlich passiert ist. All sowas hat Teil 3 komplett gestrichen.
Anstatt dessen rennt man von einem Gauntlet-Event ins nächste. Ich konnte es irgendwann nichtmehr sehen. Ich betrete einen Raum, durchsuche ihn nach allerlei Loot und will dann zur nächsten Tür raus - MÄÄÄÄP - Tür Fehlfunktion. Erstmal 5 Minuten ballern, bitte, bis man durch darf. Dann wieder ein normaler Raum und dann wieder der gleiche Käse.
Es ist wirklich auffällig und super nervig. Ganz besonders schlimm ist das in den optionalen Nebenmissionen, über die man hin und wieder stolpert. Da ist es nämlich noch zusätzlich so, dass die Schauplätze quasi alle gleich aussehen. Egal ob Mülldeponie, Kaserne, Waffenlager oder sonst irgendein Schauplatz, den ich mittlerweile schonwieder verdrängt habe - Es sind immer die gleichen Levelstücke, die einem schon beim 2. mal verflucht bekannt vorkommen. Es ging so weit, dass ich mir wirklich gedacht habe: Scheiss drauf, ich hab keinen Bock mich jetzt wieder 15 Minuten durch Gegnerhorden zu kämpfen, bei denen am Ende dann doch nur wieder Ressourcen bei rauskommen, die ich eigentlich nicht brauche (Dazu komme ich noch). Da man aber grade in diesen Nebenmissionen immer viele Text- und Audiologs findet, die ein bisschen Hintergrundwissen zur Story vermitteln, war es aber leider für mich unumgänglich da immer wieder nachzugeben.
Das tragische ist, dass das Spiel eigentlich recht abwechslungsreich anfängt. Erst ist man wie gesagt in einer Kolonie, dann in einem Raumschiff, dann kommen weite (nett anzusehende) Strecken im All und dann...tja dann kommt man eben nach ungefähr einem Drittel auf diesen vermalledeiten Eisplaneten und die Wiederholungen fangen an.
Es bleibt aber nicht bei den immer gleichen Ballerorgien oder Nebenmissionen. Nein - auch ansonsten gibt es extrem viele Elemente die sich andauernd wiederholen. So gibt es nicht weniger nervige Kletterszenen die immer wiederkehren und einfach nur stink langweilig sind. Teilweise fragt man sich auch: Woher kommt denn dieses ganze Kletterequipment. Es macht einfach schon rein vom Storytelling her absolut keinen Sinn.
Viel witziger ist aber, dass man sich teilweise vorkommt als würde man nicht Dead Space 3 spielen sondern den "Ich falle irgendwo runter"-Simulator 2013. Es ist einfach nurnoch lächerlich wenn man wirklich (ohne Übertreibung) im Minutentakt irgendwo runterfällt. Gerüst ist verrostet - Kracht runter - Hämmere jetzt "E" um nicht zu krepieren!
Erdbeben - Berg bricht zusammen und man fällt runter - Hämmere jetzt "E" um nicht zu krepieren!
Aufzugfahrt - Stürzt ab - Hämmere jetzt "E" um nicht zu krepieren!
Fahrzeug rutscht Hang hinab - Shuttle stürzt ab - Aufzug stützt ab...ich wiederhole mich? Na dann wisst ihr ja jetzt, wie sich das im Spiel anfühlt. Ich wusste irgendwann nichtmehr ob ich lachen oder weinen soll, wenn ich grade malwieder am Fallen war.
Ein weiteres Element, das sich vorallem gegen Ende bis zum Erbrechen wiederholt sind übrigens diese Ausweichsequenzen, die man in Teil 2 schon 1-2 mal hatte. Ich fliege also auf einer graden Bahn irgendwo entlang und es kommen mir Trümmer entgegen. Da dachte ich dann kurzzeitig, ich wäre bei HUGO gelandet (falls das noch jemand kennt).
Aber genug der Wiederholungen - es gibt ja noch mehr zu Bemängeln. Zum Beispiel das neue Ressourcen System. Angefangen dabei, dass man nun keine Credits mehr sammelt, sondern Schaltkreise, Erze und dergleichen um sich daraus Dinge herzustellen. Zum Beispiel Medikits. Die "kosten" quasi nichts und da alle 5 Meter irgendwo eine Werkbank rumsteht, kann man eigentlich garnicht sterben, solange man nicht aus Versehen mal bei einem Quicktime-Event einschläft. Munition kann man sich übrigens auch herstellen. Und es gibt nurnoch eine Munitionssorte für alle Waffen. Letzteres ist allerdings ganz praktisch und verhindert ein bisschen das teils recht nervige Inventar-Tetris.
Waffen kann man sich nun übrigens selbst basteln. Das ist mit eins der spassigsten Features des Spiels aber auch gleichzeitig eines, das das Gameplay leider recht schnell sabotiert. Es dauert nämlich nicht sehr lange, bis man sich Waffen zusammenstellen kann, die einfach gnadenlos overpowered sind. Da kann man dann so schöne Sachen basteln wie ein Scharfschützengewehr mit untergeschnalltem Raketenwerfer. Oder Klassiker wie ein Nagelwerfer-MG mit Flammenwerfer. Und mit solchen Kalibern sind auch die größten Horden von Gegnern kein Problem mehr. Habe ich in Teil 1 und 2 noch fast ausschliesslich den guten alten Plasmacutter benutzt, wurde der hier sehr schnell ad Acta gelegt. Man kann nämlich nurnoch 2 Waffen mit sich rumtragen -.-. Das führt auch oft zu unfreiwillig komsichen Situationen in Cutscenes. Denn da gingen die Designer offenbar davon aus, dass der Spieler immer den Plasmacutter benutzt - oder warum hält Isaac seinen Raketenwerfer sonst wie eine Pistole?
Das bringt mich auch gleich schon zum leidigen Thema mit der deutschen Synchronisation. Die ist zwar durchaus gelungen, wenn man nur hinhören muss. In den Cutscenes ist aber leider die Lippensynchronität nichtmehr gegeben. Das klingt jetzt vielleicht nach Pfennigfuchserei, aber es wirkte für mich einfach oftmals unfreiwillig komisch, wenn ein Satz zuende ist, die Figur aber noch die Lippen bewegt. Noch dazu entgleisten hin und wieder mal einige Gesichtszüge auf merkwürdige Art und Weise.
Naja aber ich will jetzt hier auch nicht noch weiter ins Detail gehen. Wer einen Third-Person Shooter mit viel Ballerei haben will und sich von den hin und wieder auftretenden Längen nicht abschrecken lässt, der kann bei Dead Space 3 ruhig zugreifen. Ansich ist das Spiel nämlich nicht schlecht - nur zerlege ich ein Spiel, von dem ich enttäuscht bin nunmal gerne in seine Einzelteile und mache mich dann über jede Kleinigkeit her. Wer nämlich wie ich ein Spiel wie Teil 1 und 2 erwartet hat, der wird sicherlich enttäuscht. Wer der Story unbedingt folgen will, der sollte besser warten bis auch Teil 3 mal günstiger zu haben ist.
Übrigens gibt es Teil 3 derzeit sogar quasi kostenlos.
Weil EA mit dem neuen Sim City so einen wahnsinns Bock geschossen hat (bzw. gleich Dutzende), haben sie eine Treueaktion gestartet. Wer sich bis zum 25.3.13 Sim City gekauft hat, bekommt ein Gratisspiel als Download.
Zur Auswahl stehen unter anderem Mass Effect 3, Battlefield 3, Plants VS Zombies oder eben auch Dead Space 3.
Aber Vorsicht: EA verschenkt derartige Blockbuster nicht einfach so! Sim City ist, wie man in den letzten Wochen ja allerorts lesen und hören konnte, wirklich ein unfertiger Misthaufen mit überlasteten Servern, unnötigem Onlinezwang und vielen vielen Problemen.
Man sollte sich also wirklich überlegen, ob man EA überhaupt noch Geld in den Rachen werfen will.