Sternenmoment I - Begegnung

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Erstellt am Donnerstag, 12. April 2012 17:20
Zuletzt aktualisiert am Freitag, 13. April 2012 01:56
Geschrieben von Aelindir
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Dieser Text ist ein jüngeres Werk von mir und Auftakt zu einer Reihe von modernen, ungebundenen Lyrik-Fragmenten, die sich allesamt schwärmerischen, bemerknswerten Momenten widmen. Auch wenn er nichts mit der phantastischen Welt von Azeroth zu tun hat, so hoffe ich dennoch auf interessierte Leser und Kommentare, bzw. Kritik. Viel Freude beim Lesen...


 

Sternenmoment I – Begegnung

Ziellos streife ich durch sternbeglänzte Nacht. Vom Hunger eines unerfüllten Traums getrieben wende ich mich, leichtfüßigen Schwärmern gleich, einem Licht in der Dunkelheit zu. Der bunte Schein lockt mich an, aus einem Portal hinaus in die Nacht strahlend und getragen vom rhythmischen Klangteppich eines Konzertes. Bald darauf tauche ich ein in die Komposition aus harten, ungezwungenen Melodien und leuchtend-vibrierenden Lichtkegeln, die von hektisch schwenkenden Scheinwerfern über eine Masse aus hüpfenden Leibern gegossen werden.

Die Menge ist in Bewegung. Frohlockend reißt sie vielgestaltig ihre Arme in die Höhe, taumelt nach links und rechts, verengt und entfernt sich wieder. Sie bereitet meinem Blick eine Gasse, deren Ende meine Aufmerksamkeit bindet. Verhängnisvoll. Schicksalshaft. Wildes Haar bietet sich mir dar, schwungvoll im Zwielicht tanzend und ein Haupt krönend, das zu einem Mädchen gehört, welches mir den Rücken zuwendet. Ihr wohlgestalteter Körper scheint vor Energie zu pulsieren, findet sich gierig umtanzt von Armen, die verschlungene Hautbilder zieren. 

Dreh dich um. Sieh mich, entsende ich meine Gedanken. Die Erscheinung jener ausgelassenen Prinzessin überstrahlt mühelos die große Konkurrenz der bunten Lichter. Sie dreht sich nicht um. Doch auch sie entsendet einen Geist, einer Zaubermelodie gleich, dem ich mich nicht zu verschließen vermag. Gefangen in einem Netz aus Neugierde und Ergriffenheit folge ich also der Passage durch die Menge, angezogen von ihrer berauschenden Aura…

Dreh dich um. Sieh mich! Mein willentlicher Ruf schwillt zu einem greifbaren Flüstern heran, dass jedoch im Meer der Geräusche kläglich versiegt. Ein musischer Orkan herrscht über den Menschensee, und die Hüfte des Mädchens beginnt zu wogen. Den Wellen einer aufgepeitschten Küstenbrandung gleich schmeicheln die Bewegungen ihrer sinnlichen Rundungen meiner Phantasie. Dieser aufregende Sturm fährt in meinen Brustkorb, füllt meine Lungen und lässt mir den Atem schwer gehen. Doch immer noch steuere ich auf sie zu.

Dreh dich um. Sieh mich! Haltlos treibt sie in den wilden Melodien und ihre Schultern schwanken, von streichelnden Tonböen gelenkt. Leidenschaftlicher wird ihre Darbietung, ihr Wiegen und Biegen, ihr Singen und Schwingen. Und aus dem Horizont ihrer Silhouette, sich begehrlich hebend und senkend, schält sich so verlockend ihr Busen, dass ich mir vorzustellen beginne, wie verführerisch wohl jene Linie geschwungen sein mag, mit der sich ihre blanken Brüste von ihrem Leib abheben…

Dreh dich um. Sieh mich! Ihre Wärme hüllt mich ein und während ihr Kopf träumerisch nach vorn sinkt, als böte sie mir ihren Nacken dar, berauscht mich ihr Duft so sehr, dass Schwindel mich übermannt. Wie um Halt suchend greift meine Hand nach dem Leitstern meiner nächtlichen See, und fünf kleine Punkte nur legen sich hilflos an ihren Rücken. Im Halbkreis angeordnet einer aufgehenden Sonne gleich, ich in ihrer Anziehungskraft gefangen.

Sie dreht sich um. Sieht mich an. Sachte neigt sie ihr Haupt und ich fühle das Herz in ihrem aufgeheizten Körper sehnsüchtig pulsieren. Ihr Lächeln trifft mich, entwaffnend…