Feuer von Faldir
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Blutmond - Vorbilder

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Die metallenen Stiefel sanken knirschend in den Sand von Tanaris. Das Geräusch entstand nur, weil die Nachtelfe es genauso wollte, als sie von ihrem Säbler sprang - und auch die erhoffte Wirkung blieb nicht aus: Wie auf Kommando wandten all die Schildwachen im Lager den Blick auf sie. Hunderte silberne Lichterpaare im weichenden Dunkel des anbrechenden Morgens. Die nächsten sprangen von ihren Lagerstätten auf und nahmen rasch Haltung an.

"Elune adore, Kommandantin!"

Die große Elfe nickte erhaben und ging an den Wachen vorüber auf das größte Zelt, direkt im Herzen des riesigen Feldlagers, zu. Die Posten vor dem Eingang strafften sich und gaben den Weg frei. Ihre Augen huschten kurz an den Wänden entlang bevor sie auf der einzigen Person im Inneren zu ruhen kamen: Eine Elfe mit nachtblauem Haar kniete dort, ihr den Rücken zugewandt. Neben jener lag ein Bündel Pfeile. Nun konnte die Kommandantin auch sehen, was diese andere Elfe tat und da diese nicht auf sie reagierte, konnte sie dem Schaupsiel lange Sekunden schweigend beiwohnen: In einem scheinbar exakt bemessenen Zeitabstand nahm jene einen der Pfeile auf, musterte die stählerne Spitze, schärfte sie mit einem Stein in genau 4 Zügen nach und legte den Pfeil dann auf der anderen Seite ihrer Knie fein säuberlich ab.
Schließlich verzog die Kommandantin den Mund und räusperte sich. Die hockende Elfe reagierte auch jetzt nicht; sie beendete mit der gleichen Sorgfalt wie zuvor die Arbeit an ihrem Pfeil. Erst als sie ihn abgelegt hatte sprach sie, ohne sich dabei der Person in ihrem Rücken zuzuwenden.

"Ihr seid spät. Ich hatte bereits vor 31 Minuten mit Euch gerechnet."

Die Kommandantin blinzelte. Hinter ihr und ihrer Truppe lagen 2 Wochen Ritt durch das Brachland und die Tausend Nadeln. Vor diesen 2 Wochen hatte sie den Zeitpunkt ihrer Ankunft abgeschätzt und die Eule mit dem Schreiben vorrausgesandt.

"Ich bitte vielmals um Verzeihung."

Die große Elfe zögerte kurz, dann sprach sie weiter.

"...doch als wir am 4. Tag an einem Bach vorbeikamen, habe ich mir erlaubt abzusteigen und mein Gesicht zu waschen."

Für die Kommandantin nicht sichtbar zuckten die Mundwinkel der hockenden Elfe kurz nach oben, bevor sie sich erhob und der anderen zuwandte. Es gelang jener Elfe mit dem blauen Haar sie noch mehrere Sekunden aus strengen, kalten Augen anzusehen, dann weichte ein Lächeln ihre Miene auf, was ihr Gegenüber für eine Umarmung nutzte.

"Es tut gut Dich wiederzusehen, Lya."
"Elune mit Euch, Rian."

Die blauhaarige Elfe, verneigte sich leicht, als Rian die Umarmumg löste, während jene ihren Helm abnahm und das eigene, violette Haar ausschüttelte nur um sofort die Augen zu verengen.

"Wie oft soll ich Dir noch sagen, dass Du nicht so förmlich sein sollst?"
"So oft Ihr wollt, Kommandantin - nutzen wird es nichts."

Die kleinere, blauhaarige Elfe hockte sich zurück zu ihren Pfeilen, diesmal jedoch so, dass sie Rian ansehen konnte.

"Dann muss ich es Dir wohl befehlen."
"Das habt Ihr bereits. Als Ihr im Rang noch über mir standet. 509 lange Jahre habe ich den Befehl befolgt, dann wurde ich befördert und konnte ihn aufheben."
"Ich weiss nicht, warum die Göttin solche Ungerechtigkeit duldet. Nur allein wegen diesem Befehl hätte auch ich befördert werden sollen."
"Das wärt Ihr fraglos, wenn es einen höheren Rang in der kämpfenden Truppe gäbe. Ihr habt es ja stets abgelehnt, im Stab zu dienen."

Rian liess sich mit einem übertrieben lauten Seufzen auf einer der Decken nieder, die den Boden des Zeltes bildeten.

"Stabsdienst. Mir tut schon der Rücken weh, wenn ich nur an die viele Sitzerei denke."

Als die blauhaarige Elfe darauf nichts erwiderte betrachtete die Kommandantin einfach einige Minuten weiter deren pedantisches Schärfen der Pfeilspitzen.

"Wie lange liegt unser letztes Treffen nun zurück....? 12 Jahre?"
"11 Jahre, 7 Monate, 20 Tage und 3 Stunden."

Die Blauhaarige ließ den Blick keine Sekunde von ihren Pfeilspitzen, während sie die Antwort in einer bemerkenswert mechanischen Tonlage herunterspulte. Rian nickte anererkennend.

"Du hast Dich kein bischen verändert. Die gleichen Rituale - die gleiche Besserwisserei. Wie vermisse ich die Zeit, als ich Dich mit doppeltem Marschgepäck Runden um das Lager drehen lassen konnte, wenn Du mir auf die Nerven gegangen bist."

Einmal mehr zuckten die Mundwinkel der Blauhaarigen kurz nach oben.

"Da wir gerade davon sprechen...Stabsdienst...für Dich wäre das doch genau das Richtige."
"In der Tat freue ich mich darauf, bei der Verteidigung Kalimdors mehr Einfluss zu bekommen."
"Einfluss..."

Rian schnaubte und gönnte sich eine Mondbeere aus einer Schale am Boden, bevor sie kauend weitersprach.

"Du wirst die erste Generalin sein, die in einem Marschbefehl genau festhält, wieviele Schritte wir auf dem Weg machen dürfen."

Die Blauhaarige warf ihr einen missbilligenden Blick zu.

"...und wie oft am Hintern kratzen."

Nun hatte sie ihr Ziel erreicht und die kleinere, blauhaarige Elfe liess kurz von den Pfeilen ab, um die andere beleidigt anzusehen - bevor sie lachen musste.

"Auch Ihr habt Euch kein bischen verändert, Rian."

Sie nahm den letzten Pfeil auf.

"Ihr glaubt mir das wahrscheinlich nicht, doch ich freue mich darüber."

Die größere Elfe winkte ab.

"Natürlich glaube ich Dir nicht. Wären unsere Plätze vertauscht und ich hätte vor 1200 Jahren meinen Dienst unter Dir begonnen....ich will gar nicht wissen, wieviele Runden ich um das Lager hätte laufen müssen."

Die Blauhaarige beendete das Schärfen des letztes Pfeils und hob den Blick, um die andere Elfe ernst anzusehen.

"Ihr wisst, dass es keine Schildwache gibt, die ich mehr bewundere als Euch. Egal wie verschieden wir sind."

Rian setzte einen panischen Gesichtsaufdruck auf und begann abwehrend mit den Händen zu wedeln.

"Bitte hör auf Lya. Solche Gespräche enden immer damit, dass ich zum Vorbild ernannt werde. Und das würde mich in Deinem Fall sehr erschrecken."

Erneut lachten beide kurz.

"Wusstest Du eigentlich, dass es ganz andere Rituale gibt, die man am morgen vor dem Schlaf pflegen kann...?"

Rian deutete mit einem Kopfnicken auf die Pfeile und die Blauhaarige hob fragend die Brauen.

"Auf dem Weg kam ich an Nishas Zelt vorbei. Gerade rechtzeitig um zu sehen, wie einer der Bannerträger darin verschwand. Ein knackiger junger Bursche."

Die Blauhaarige rollte mit den Augen.

"Rian, bitte. Sowas will ich gar nicht wissen."

Rian seufzte.

"Natürlich nicht."
"Die Pfeile zu schärfen macht mir sehr viel Freude."
"Du solltest heute abend Nisha mal fragen, was ihr sehr viel Freu...."

Die Blauhaarige fiel Rian grob ins Wort und übertönte sie.

"....und ausserdem bin ich eine verheiratete Frau."
"Das ist Nisha auch."
"Ich bin sehr glücklich mit Reth."

Rian blickte sie entgeistert an und liess dann zu dem nächsten Satz die Augen klimpern.

"Wenn Du von ihm sprichst, überwältigt mich die Leidenschaft in Deiner Stimme beinahe...!"

Abermals rollte die Blauhaarige mit den Augen, während Rian nur leise lachte und nach einer weiteren Mondbeere griff.

"Wir sind seit 476 Jahren vermählt. Unser Sohn ist lange erwachsen. Was erwartet Ihr?"

Rian hob beschwichtigend die Hände.

"Verzeih, ich wollte Dich nur etwas necken. Mehr nicht."

Ihr Gegenüber senkte den Blick, um die eigenen Emotionen zu verbergen, als sie den nächsten Satz sprach.

"Ich habe Reth seit 10 Monaten nicht mehr gesehen. Ich bete, dass die Göttin mir nach diesem Einsatz etwas mehr Zeit für die Familie gönnt."

Rian zögerte und blickte die andere forschend an, bevor sie mit einem Grinsen sprach.

"Also da habe ich nun doch ein bischen Leidenschaft herausgehört."

Die Blauhaarige schnaubte.

"Euer Zelt ist inzwischen bestimmt aufgebaut. Ihr solltet Euch nun lieber ausruhen. In Eurem Alter braucht man den Schlaf."

Rian war kurz davor, der anderen die Zunge herauszustrecken ob deren Spitze. Doch dafür war selbst sie zu erwachsen. Nichts desto trotz erhob sie sich und wandte sich zum Gehen.

"Soviel Zeit zum Reden werden wir wohl erst in 10 Jahren wieder haben. Danke, Lya."

Rians Stimme war nun absolut ernst. Von der verspielten Mädchenhaftigkeit der letzten Minuten war nichts mehr übrig.

"Dieser Einsatz...Du weisst sicher mehr darüber als ich. Was denkst Du?"
"Seit Valstanns Tod geben wir eine Stellung nach der anderen auf. Die Front hat sich nach Un'Goro verlagert, doch wenn sich das Blatt nicht bald wendet, werden wir bis Tanaris zurückgedrängt."

Rian ballte die Fäuste.

"Allerdings kommt uns die Vegetation Un'Goros entgegen, die Schildwache ist auf den Kampf in Wäldern trainiert. Vielleicht können wir den Ansturm dort brechen."
"Vielleicht?!"

Rian fauchte.

"Lya! Wir sind Kaldorei! Die Kinder der Sterne! Wir haben diesen Boden den Trollen abgetrotzt! Wir haben das größte, mächtigste und schönste Reich unter Elunes Antlitz auf ihm errichtet! Wir haben die Legion zurückgeschlagen! Ich will verdammt sein, wenn wir ihn jetzt an ein paar Käfer verlieren! Wir werden diese Krabbler jagen und einen nach dem anderen zertreten!"

Rian hatte sich wieder umgedreht und funkelte die kleinere Elfe nun aus zornigen Augen an. Jene zuckte ob der scharfen Reaktion sichtlich zusammen, erhob- und straffte sich.

"Natürlich werden wir das. Verzeiht, wenn es so klang, als würde ich an unserer Stärke zweifeln."

Rians Züge lösten sich langsam, dann seufzte sie, bevor sie sich endgültig zum Gehen wandte.

"Bis zum nächsten mal, Lya."
"Möge Elune über Euch wachen, Rian."

Rian hatte es nicht ausgesprochen, und doch fühlte Lyandis, wie sehr ihre Nüchternheit im Angesicht der Schlacht die alte Kommandantin enttäuscht hatte. Der Blick ihrer Ausbilderin hatte zahllose Wunden aus den letzten 1200 Jahren aufgerissen; wenn es ein Wesen auf Kalimdor gab, das sie nicht enttäuschen wollte - nicht enttäuschen durfte - dann war es diese Frau...und doch war es ihr immer und immer wieder gelungen.
Die Verbitterung ob dieser Erkenntnis würde sie an diesem Tage keinen Schlaf finden lassen.

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