Blutmond - Ein Sturm zieht auf
Details
- Details
- Erstellt am Samstag, 03. März 2012 18:04
- Zuletzt aktualisiert am Montag, 16. April 2012 04:34
- Geschrieben von Nathasil
- Zugriffe: 7478
Sie würde sterben. Endlich.
Ihr Gesicht fühlte sich seltsam an, als ihre Lippen sich zu einem Lächeln formten. Wer die Elfe kannte, hätte allein ob dieser Regung ihrer Miene um die grenzenlose Freude wissen müssen, welche sie empfand.
Es war gut, dass das Mädchen sie jetzt nicht sehen konnte. Es hatte geweint beim Abschied. Müsste sie noch länger ihre eigene Freude aus Rücksicht auf dessen Trauer verbergen, es hätte sie dieses grandiosen Moments beraubt.
100 Jahre der Knechtschaft hatten ihren Körper ermattet. Doch nun war sie frei. Frei. Sie war nicht mehr die Schuldige. Die Verzweifelte. Die Gescheiterte. Das alles lag hinter ihr. Genauso wie die Tränen ihrer Tochter. Ihr Herz schlug schneller. Mit jedem Schlag pumpte es die Kraft dieser neugewonnen Freiheit in ihre schlaffen, von narbiger Haut bedeckten Glieder. Stärke. Sie hatte sich so lange nicht mehr erlaubt, sie zu fühlen - und nun da sie wiederkehrte, war sie wie eine Droge.
Die Welt um sie stand in Flammen. Schmerzens- und Todesschreie hallten durch die Luft. Die gleiche Luft, an der sie sich berauschte. Wahrlich...ihre Heimat war zu einem Vorhof der Hölle geworden. Sie musste lachen. Es steckte keine Freude darin, aber auch keine Bitterkeit. Es war einzig ein Reflex, der dieser grotesken Erkenntnis folgte.
In diesem Flammenschlund, der die Idylle aufzehrte, die ihre Heimat bis gestern gewesen war, in dem ihresgleichen tausendfach von Tod heimgesucht wurde und Entsetzen alles schien, was im Unbekannten warten würde....hier fand sie ihre Freiheit wieder. Und ihre Stärke. Was sagte das über sie selbst aus? Ein amüsanter Gedanke.
Wie ein Tier hetzte sie durch das Unterholz. Katzenhafte Anmut in jedem ihrer Schritte und Sprünge. Sie kam schneller vorran als die Schildwachen auf dem Weg neben ihr. Auch diese zogen in die Schlacht. Es war die gleiche Schlacht wie die ihre, doch während die Frauen neben ihr kämpfen würden um zu beschützen....um zu leben...so hatte sie nur das Ziel zu sterben. Gab es für die jungen Kriegerinnen kaum Hoffnung auf Erfolg, so war der ihre gewiss.
Denn sie würde sterben. Endlich!